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Leidvolle Erfahrung
der "braunen Zeit"sollte eine Mahnung an die Jugend sein
Artikel
aus der Westfälischen Rundschau Gevelsberg vom 18.Januar 1982
Gevelsberg. (win) Auf ein
bewegtes Leben kann der Gevelsberger Paul Lück
zurückblicken. Am Waldfriedhof 1 ist der Pensionär beheimatet,
der heute 75 Jahre alt wird. Der frühere Widerstandskämpfer sieht in
der heutigen Situation Parallelen zur Zeit vor Hitlers Machtübernahme.
Der aufkommende Neofaschismus, die Wirtschaftskrise und die hohe
Arbeitslosigkeit sind für ihn große Gefahren, denen man mit aller Kraft
entgegentreten müsse. In diesem Zusammenhang zitiert er warnend den
Satz eines amerikanischen Philosophen: "Ein Volk, das sich seiner
Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verurteilt, sie noch einmal zu
erleben."
Der gelernte Schleifer Paul Lück bekam schon in Kinderjahren eine
Abneigung gegen den Krieg. Als Sohn einer vielköpfigen Familie mußte er
miterleben, wie zwei seiner Brüder im ersten Weltkrieg fielen. So war
es für ihn nur eine logische Folge, daß er mit dem Aufkommen der Nazis
1930/31 dem Antifaschistischen Kampfbund (Antifa) und später auch der
KPD beitrat. Paul Lück und seine Genossen - unter ihnen der damals
untergetauchte Karl Polixa aus Gevelsberg, Eugen Müller (Schwelm) und
August Leveringhaus (Hiddinghausen) - hatten erkannt, daß Hitlers
Politik zum Krieg führe und deshalb bekämpft werden müsse.
Nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler erhielt Lück, der führend im
Aufbau der Widerstandsgruppe in Linderhausen / Haßlinghausen /
Hiddinghausen beteiligt war, im Sommer 1933 den Auftrag, geeignete
Stellen für die geheime
Herstellung von Druckschriften zu ermitteln. Er machte zwei Orte
aus: einen oberhalb des Gevelsberger Strandbades, am Mesenwinkel, den
anderen in Linderhausen-Scharlicke.
Die Druckschriften wurden im Kurierdienst verteilt bis hin nach
Düsseldorf. Auf dem dortigen Hauptbahnhof wurde schließlich eine
Kurierin von der Gestapo in Haft genommen, die dann in der berüchtigten
Düsseldorfer SA-Folterkammer "auspackte". So wurde Paul Lück am 8.Juni
1934 verhaftet und zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus
verurteilt. Am Tage seiner Entlassung aus der Haftanstalt Hameln,
dem 8.September 1936, wurde er von drei Gestapo-Beamten abgeholt,
die ihn auf Umwegen in das KZ Sachsenhausen transportierten.

Auch dort
verbrachte er über zwei Jahre - die schlimmsten seines Lebens. Trotz
strengsten Verbotes half er den Juden im Konzentrationslager, so dem
bekannten Gevelsberger Kaufmann Fedor Rosenthal. Die Erinnerung an
diese Zeit brachte ihm noch Jahrzehnte schlaflose Nächte, selbst heute
ist er vor schlimmen Träumen nicht gefeit.
Am 18.November 1938 wurde Lück mit der Auflage entlassen, sich jeden
zweiten Tag bei der Polizei zu melden. Schließlich mußte er sogar in
den Krieg ziehen und geriet in französische Gefangenschaft.
Nach seiner Entlassung war Lück 25 Jahre bei der Verwaltung der Stadt
und lange in ihrem Personalrat beschäftigt, vielen Gevelsbergern ist er
als Gärtner des Waldfriedhofs bekannt. Noch heute ist der schon in
frühen Jahren aktive Gewerkschaftler Mitglied der ÖTV und als aktiver
Antifaschist in der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes.
Besonders möchte Paul Lück herausstellen, daß nicht nur einige Pastöre
und Offiziere Widerstand leisteten, sondern daß vor allem auch Arbeiter
von der ersten Stunde an zum Widerstand gegen Faschismus und Krieg
antraten. Paul Lück sieht schwere Zeiten auf die Deutschen zukommen.
Sein Appell an alle ist, sich der Friedensbewegung anzuschließen, um
den alles vernichtenden Atomkrieg zu vermeiden: "Damit Deutschland
nicht das Schicksal Karthagos erleide." - Nach dem dritten Krieg ist
Karthago ausgelöscht worden.
Paul Lück
berichtete persönlich, wie er die illegale Druckerei in Gevelsberg
eingerichtet hat, während der ersten Stadtrundfahrt des
antifaschistischen Arbeitskreises am 1. September 1990.
Das folgende Flugblatt hat ein Mitarbeiter des antifaschistischen
Arbeitskreises im Archiv der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
(VVN-BdA)
in Wuppertal gefunden. Es ist nach den dortigen Unterlagen im Raum
Gevelsberg verteilt worden, könnte also auch in der Gevelsberger
Druckerei hergestellt worden sein. Jedenfalls ist es auf einer derartig
primitiven Maschine gedruckt worden, wie sie in Gevelsberg benutzt
wurde.
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